Interview: Poesie mit Ablaufdatum

Wie sind Sie auf die Idee zu #PoesiemitAblaufdatum gekommen?

 

Ich habe eine Liste von "geilen Dingen, die ich tun könnte, aber nicht tun muss" geschrieben und da stand "ein Gedicht pro Tag schreiben und veröffentlichen" weit oben. Am nächsten Tag hab ich den Punkt durchgestrichen und "die Poesie jedes einzelnen Tages wahrnehmen" hingeschrieben, das gefiel mir noch besser. Danach hab ich begonnen, jeden Tag ein Gedicht zu schreiben und zu veröffentlichen. Vielleicht weil ich nicht musste.

 

Und warum der Titel? Was ist mit "Poesie mit Ablaufdatum" gemeint?

 

Der Titel war einfach da und ich habe ihn gelassen, weil er mir gefiel. So läuft das doch oft ab, jedenfalls bei mir - etwas ist da und die Erklärung dafür kommt später, wenn überhaupt. Aber mir fallen gute Erklärungen dazu ein: Ablaufdatum bedeutet, dass das Gedicht wirklich aus dem Moment gegriffen ist, die spezielle Färbung eines Tages oder auch eines Moments widergibt. Und auch, dass es etwas von Improvisationstheater hat: Wesentlich ist ein "fließen lassen", auch ein scheitern dürfen, damit ein Zauber erwacht. Es geht nicht um Perfektion, aber es ist auch nicht hingeschludert, es ist mit Liebe und Sprachgefühl geschrieben.

 

Gewiss. Ein wenig paradox ist der Titel aber schon: Schließlich hat es durch die Verschriftlichung und Veröffentlichung doch etwas Bleibendes.

 

Ja, lustig nicht? Aber eigentlich hat ja alles, was wir sehen können, ein Ablaufdatum. Also stimmt es doch wieder.

 

Wie geht es denn weiter mit dem Projekt?

 

Das weiß ich nicht, ich bin schon gespannt. Jedenfalls muss es nicht jeden Tag ein Gedicht sein, das sperrt ja das Leben wieder ein. Das mit dem Hashtag #PoesiemitAblaufdatum bedeutet übrigens auch, dass jede und jeder eingeladen ist, diesen Übertitel zu verwenden. Würde mich freuen, wenn es auch andere Menschen inspiriert, ihre poetische Wahrnehmung einer Zeitqualität zu teilen!

 

Schöne Idee! Wie läuft es denn mit Ihren anderen Schreibprojekten?

 

Der WELTÜBERGANG ist ja bereits in seiner zweiten Auflage und hat viele schöne Rückmeldungen bekommen. Hier kann man das Buch direkt bestellen.

Und dann schreibe ich derzeit nicht an einer Geschichte, in der ein Mann in einer tiefen Krise in einem Haus mit seltsamen Bewohner'innen einzieht. Die Ausgangsfrage ist: Können Menschen, die der Zufall oder Gott oder was auch immer zusammen geführt hat und die alle ihre Beschädigungen mit sich tragen, sich gegenseitig weiter bringen, im Sinne eines "wieder ganz werdens"?

 

Und, können Sie?

 

Das will ich herausfinden. Dazu muss ich erst weiterschreiben und aufhören, mich selbst zu interviewen!

 

Schön. Da bin ich schon gespannt und bedanke mich für das Gespräch!

 

Ganz meinerseits!

 

 

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